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Der Fall Benko: Was Privatinvestoren daraus lernen können

Learnings für Immobilieninvestoen aus dem Fall Benko - Häuser auf Bauplänen

Der gefallene Immobilien-Unternehmer René Benko ist in Österreich derzeit omnipräsent. In diesem Beitrag fassen wir wichtige Eckpunkte seines Lebens zusammen und versuchen vor allem, Tipps und Learnings für private Kleininvestoren abzuleiten.

René Benko ist zum aktuellen Zeitpunkt nur einmalig schuldig gesprochen – bisher nicht rechtskräftig. Es gilt somit für alle weiteren Klagen und Details die Unschuldsvermutung. Unsere Informationen basieren auf diversen Medienberichten, die wir im Text und am Ende des Artikels verlinken.

Der Aufstieg des René Benko

Es ist überraschend, wie aus praktisch allen Lebensphasen des René Benko Ableitungen getroffen werden können, worauf private Immobilieninvestoren achten können. Wir durchlaufen daher sein Berufsleben nachstehend chronologisch.

Herkunft und erste Erfolge

René Benko stammt aus einfachen Verhältnissen: Seine Mutter war Kindergärtnerin, sein Vater Gemeindebediensteter. Doch schon früh war klar, Benko hat beruflich höhere Ziele. Bereits als Schüler organisierte er mit einem befreundeten Baumeister den Ausbau von Dachböden in Innsbruck. Das brachte ihm raschen Reichtum, wirkte sich jedoch negativ auf seine schulische Laufbahn aus – zur Matura durfte er nicht antreten, weil er zu viele Fehlstunden hatte. Stattdessen stand um 4:30 Uhr auf und arbeitete bis Mitternacht. Er knüpfte immer mehr Kontakte und trieb seine ersten Projekte rasch voran.

Learning für Privatinvestoren

Schulische Bildung ist wichtig, aber keine Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Persönlicher Einsatz, großer Fleiß, das Aneignen von Wissen und der Aufbau von Kontakten helfen dabei, erfolgreich zu sein.

Etablierung der Signa Holding

Durch die vielen persönlichen Kontakte und seine raschen Erfolge gelang es René Benko 2001, das erste große Investment zu erhalten. Das verlieh der Signa Holding den nötigen Schub. Eine bedeutende Rolle kommt recht früh besonders schillernden Projekten zu. Diese dienten nicht gezwungenermaßen der Gewinnmaximierung, sie führten auch zu umfassender medialer Berichterstattung. Dadurch entstand Vertrauen – sei es bei Banken, Investoren oder generell in der Bevölkerung. Das erste derartige Projekt war das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. In Wien sorgte das „Goldene Quartier“ für Aufsehen, wo Quadratmeterpreise aufgerufen wurden, die zuvor unerreichbar schienen.

Learning für Privatinvestoren

Am Ende entscheiden Zahlen, Daten und Fakten und nicht schöne Marketingunterlagen oder besonders namhafte Adressen. Je weniger Daten verfügbar sind, desto angebrachter ist eine gewisse Vorsicht oder sogar Skepsis. Kaufen Sie nicht unter Zeitdruck, sondern prüfen Sie in aller Ruhe alle Unterlagen.

Benko und Signa Holding: Globales Wachstum des Unternehmens

Die Signa Holding wuchs zum größten Immobilienunternehmen Österreichs heran. In Venedig wurde das Hotel Bauer Palazzo übernommen, in London das Kaufhaus Selfridges und in New York sogar das Chrysler Building. Die logische Folge: mehr Bekanntheit, ein internationaleres Image, Kontakte in höchste politische Kreise und immer mehr Vertrauen von allen Seiten.

Allerdings: Die Signa ging nie an die Börse. Einblick in die Geschäftszahlen gab es daher für kaum jemanden. Dafür wurden Aufsichtsrats- bzw. sogenannte „Beiratposten“ mit namhaften Personen besetzt.

Learning für Privatinvestoren

Schnelles, vor allem globales Wachstum erfordert entsprechende Strukturen und professionelles Controlling. Bekannte Namen im Aufsichtsrat/Beirat sind keine Garantie dafür, dass alles glatt läuft.

Verstrickung zwischen Politik und Business

Die enge Verbundenheit der Politik ist nicht nur anhand der Besetzung der Aufsichtsrats- bzw. Beiratspositionen offensichtlich. Österreichs ehemaliger Kanzler Sebastian Kurz ist auf verschiedenen Ebenen mit René Benko verbunden. Private und geschäftliche Kontakte sowie Rettungsversuche wie zum Beispiel beim Leiner-Kauf oder der Erwerb von Anteilen an „Kurier“ und „Krone“ – immer wieder tauchten Spitzenpolitiker aus nahezu allen Parteien in Benkos Umfeld auf.

Learning für Privatinvestoren

  • Verstrickungen mit der Politik mögen in manchen Situationen hilfreich sein. Sie können jedoch auch ein Risiko darstellen und sind keineswegs ein Zeichen besonderer Seriosität.
  • Eine zu breite Diversifikation kann Schwierigkeiten hervorrufen: Benko erwarb Kaufhausketten, richtete Veranstaltungen aus, warb um Investoren – all das kann vom Kerngeschäft der Immobilienentwicklung ablenken.

Schwierigkeiten in Zeiten steigender Zinsen

Im Jahr 2023 kamen Berichte darüber auf, es gäbe bei Signa wohl Schwierigkeiten. Die Signa mag wohl auch strukturelle Probleme gehabt haben, was von außen schwer zu durchblicken ist, der unmittelbare Auslöser des Zusammenbruchs waren schlussendlich offenbar die steigenden Zinsen. Zuerst schlitterte die Signa Holding, kurz darauf auch die Signa Prime in die Pleite. Später, im Frühling 2024 folgte auch Benkos Privatstiftung. In Summe ergibt sich die größte Pleite aller Zeiten in Österreich – ein Milliardengrab, dessen Ausmaß wohl schwer final zu beziffern ist.

Learning für Privatinvestoren

Wer selbst Immobilien erwirbt, um sie zu sanieren und weiterzuverkaufen oder lange vermietet im Bestand zu halten, muss Risiken realistisch einschätzen. In Zeiten niedriger Zinsen und einfacher Kreditvergabe ist es auch für Private verlockend, den Immobilienbestand rasch zu erweitern. Wer das tun will, kann sich durch Fixzinsvereinbarungen nur teilweise absichern. Kalkulieren Sie daher immer auch unvorteilhafte Konstellationen ein wie sinkende Einnahmen bei gleichzeitig steigenden Zinsen. Die großen Krisen der letzten Jahre haben gezeigt, dass auch sehr unwahrscheinliche, untypische Bewegungen am Markt vorkommen können.

René Benko: Die Gerichtsverfahren

Im Oktober 2025 kam es zur ersten von mehreren anstehenden Gerichtsverhandlung, die binnen zwei Tagen erledigt wurde. Einerseits ging es um eine Mietvorauszahlung für eine Villa (hierzu wurde Benko in dieser Instanz freigesprochen), andererseits um eine Zahlung in Höhe von 300.000 Euro an seine Mutter.

Bezüglich dieser Zahlung kam es zum Schuldspruch, wobei dieser noch nicht rechtskräftig ist. Vereinfacht ausgedrückt lautet der Vorwurf, Benko habe den Betrag seiner Mutter zukommen lassen, wodurch das Vermögen, das zur Tilgung von Gläubiger-Ansprüchen genutzt werden sollte, geschmälert wurde.

Die Richterin entschied auf zwei Jahre Haft, wobei die bisherige Zeit in U-Haft angerechnet wird. Wirklich bedeutend werden wohl die weiteren Verfahren, bei denen dann im Detail geklärt wird, welche Tätigkeiten bereits vor der Insolvenz strafbar waren. Auch die Rolle der Aufsichts- bzw. Beiräte und der Wirtschaftsprüfer wird wohl zu hinterfragen sein.

Wichtigste Erkenntnisse für Privatinvestoren

Der Fall René Benko wird uns und vor allem die Gerichte noch lange beschäftigen. Doch schon jetzt lassen sich einige Aspekte ableiten, die auch für all jene interessant sind, die im kleinen Stil in Immobilien investieren:

  • Seriosität prüfen: Nehmen Sie nicht nur die jeweilige Immobilie genau unter die Lupe, achten Sie auch darauf, von wem Sie ein Objekt erwerben. Welcher Bauträger hat das Projekt entwickelt? Welches Bauunternehmen ist für die Ausführung der Arbeiten verantwortlich? Wie stabil und zuverlässig scheinen diese Betriebe?
  • Risiken nicht ausblenden: Als privater Investor müssen Sie diverse Risiken beachten. Welche Miete ist wirklich erzielbar? Welche Zusatzkosten könnten entstehen, wenn beispielsweise überraschender Sanierungsbedarf entdeckt wird?
  • Private Finanzen im Griff haben: Abseits der geschäftlichen Entscheidungen rund um Immobilien-Investments müssen Sie auch Ihre privaten Finanzen genau im Blick haben. Denn vielleicht bringt eine Wohnung vorübergehend keine Miete ein, laufende Kosten müssen jedoch weiterhin bezahlt werden. In diesem Zeitraum müssen Sie womöglich zur Überbrückung Ihr privates Erspartes verwenden.
  • Wissen ist Macht: Investieren Sie nur, wenn Sie alles verstehen und Ihnen alle relevanten Informationen vorliegen. Beschäftigen Sie sich vor Immobilien-Investments intensiv mit dem Thema. Sie haben bereits Erfahrung? Dann lassen Sie sich auch beim nächsten Zukauf nicht dazu hinreißen, eine Kaufentscheidung zu treffen, bevor alle Dokumente über die Liegenschaft eingesehen wurden.

Wir werden die Gerichtsverfahren rund um René Benko weiterhin beobachten und auch in Zukunft versuchen, möglichst objektiv hilfreiche Empfehlungen für private Immobilieninvestoren abzuleiten.

Weitere Quellen zum Thema Benko


Veröffentlicht am 16.10.2025

Hinweis zu Rechtsthemen: Sämtliche Texte wurden aufwendig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Wir können trotzdem keine Garantie für die Korrektheit, Aktualität oder Vollständigkeit der präsentieren Informationen gewähren. Bitte wenden Sie sich bei Rechts- und Steuerfragen stets an einen fachkundigen Anwalt oder Steuerberater.



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