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Wohnprojekte für Ältere

Die demografische Lage ist klar: Wir werden immer älter. Und immer weniger Menschen können sich vorstellen, ihre letzten Lebensjahre in einem Alten- oder Pflegeheim zu verbringen. Darum ist bei sehr vielen die Sehnsucht nach einem „anderen“ Wohnprojekt im Alter groß. Wir zeigen Ihnen hier, welche Fragen es dabei zu beachten gilt. Und raten Ihnen dringend: Wenn Sie vom „Anders-Wohnen“ im Alter träumen, fangen Sie früh genug an, sich zu informieren, zu planen, Kontakte zu knüpfen!

Viele möchten im Älterwerden „anders“ wohnen – wie geht das?

Erfahrungsberichte in Interviews

Lisa Frohn beschäftigt sich schon lange mit den Fragen des Älterwerdens. 2018 hat sie ein Buch veröffentlicht, das sehr unmittelbar Menschen zu Wort kommen lässt, die von neuen, „anderen“ Wohnprojekten träumen, sich auf den Weg gemacht haben, ein solches Projekt zu realisieren – und dabei sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben: „Ab ins Wohnprojekt!“

Ein großer Teil des Buches besteht aus ungeschminkten, sehr ehrlichen Interviews. Und dabei wird schnell deutlich: Das „Anders“-Wohnen im Alter ist mit sehr vielen Fragen verbunden, die sich die meisten Menschen im Überschwang ihres Traums vom Anders-Wohnen erst einmal gar nicht stellen. Das geht von der Frage: Wer soll eigentlich an dem neuen Projekt beteiligt werden, nach welchen Kriterien wählt wer aus? Soll es ein „Wohnen auf Zeit“ sein – oder bis zum Lebensende? Was, wenn sich die gemeinsam Wohnenden „verkrachen“? So ein Wohnprojekt bedeutet ja oft auch viel mehr Gemeinsamkeit, als man es aus dem „normalen“ Wohnen gewohnt ist. Genau das macht zwar für viele Menschen, die sich für solche Wohnformen interessieren, den Reiz aus – allerdings: An manchen Stellen ist dabei durchaus ein Umdenken notwendig. Und das fällt nicht immer leicht.

Weitere Fragen: Wenn es Konflikte gibt – wer regelt die? Es gibt nicht wenige Menschen, die nach Konflikten – oft aus scheinbar ganz banalen Gründen - dem „anderen“ Wohnprojekt ganz schnell wieder den Rücken gekehrt haben. Das führt zu Fragen wie: Wieviel Gemeinsamkeit ist überhaupt erwünscht? Sollen dort nur ältere Menschen zusammenleben? Oder soll es generationsübergreifend sein?

Nicht zu lange warten!

Allein aus dem Bereich des Zusammenlebens ergeben sich schon so viele Fragen, dass der wohl wichtigste Rat – nicht nur in dem Buch von Lisa Frohn – ist: Es muss eine sehr lange Zeit der Planung, des Austauschs, der Diskussionen und Vorüberlegungen geben, bevor so ein Projekt mit realistischen Erfolgsaussichten gestartet werden kann. Darum lautet der erste, wichtige Rat: Nicht erst mit Renteneintritt beginnen, das richtige Projekt zu suchen! Manche Experten halten bereits ein Alter ab 50 für den optimalen Zeitpunkt.

Viel Recherche und Planung erfordern natürlich auch die großen Fragen nach der Finanzierung: Gibt es Startkapital? Soll Miete bezahlt werden oder sollen alle Bewohner Eigentümer sein – und was passiert, wenn sie die gemeinsame Immobilie verlassen (müssen)? Woher könnten Förderungen kommen? Welche Rechtsform soll das Projekt haben? Wer haftet wofür? Ist ein genossenschaftliches Modell denkbar?

Die richtige Immobilie zu finden, kann zur Herausforderung werden

Tatsache ist: Es gibt ein sehr breites Interesse an solchen Wohnprojekten für ältere Menschen. Und es ist ein ganz und gar nicht neuer Wunsch. Man kann von einem recht lang anhaltenden „Boom“ reden – was fast schon ein Wortspiel ist, denn die meisten Menschen, die sich dafür interessieren, stammen aus der Generation der „Babyboomer“, sind also um 1960 herum geboren, stehen kurz vor der Rente oder sind schon mittendrin. Viele von ihnen haben (Immobilien-)Eigentum. Das ist aber meist absolut nicht für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt geeignet, sondern eher ein Reihenhaus, in dem die ehemaligen Kinderzimmer mittlerweile leer stehen. Das könnte natürlich problemlos – und derzeit auch zu einem sehr guten Preis – verkauft werden. Nur: Wer macht das schon, wenn das geplante Wohnprojekt eben genau das ist: in Planung?

Nicht zu unterschätzen ist auch die Herausforderung, für das geplante Projekt überhaupt die richtige Immobilie zu finden. Die gibt es am ehesten noch weit abgelegen auf dem Land … Was für viele, die sich dafür interessieren, nicht sonderlich attraktiv ist: Es geht schließlich auch um die Zeit des Ruhestands. Viele wünschen sich dafür ein möglichst lebendiges Umfeld, oft auch in „Sachen Kultur“. Gemeinschaft ist eine tolle Sache – aber allein darauf angewiesen sein möchten die wenigsten Menschen. Ganz zu schweigen von den Fragen, die mit zunehmendem Alter immer drängender werden: alles, was mit der medizinischen Versorgung zu tun hat.

Zeit, Geduld – und: Klarheit über die Ziele

Viele Berichte zeigen, dass es in aller Regel nicht funktioniert, sich einfach nur in das „gemachte Nest“ eines bereits bestehenden Wohnprojekts „einzukaufen“. Es dauert seine Zeit, bis vorher einander fremde Menschen zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen. Manchmal sehr lange Zeit. Da ist es oft besser, man plant schon im Vorfeld möglichst exakt, was und wie das funktionieren soll. Zeit und Geduld sind also zwei wichtige Dinge, die unbedingt mitbringen sollte, wer sich für solche Wohnprojekte interessiert.

Essenziell sind auch die Fragen: Was sind meine Ziele? Und was die Ziele des Wohnprojekts?

Eher sozial ausgerichtet? Ist das der Fall, richten sich die Angebote in aller Regel an mehrere Generationen – und der Wohnraum für ältere Menschen ist dabei in aller Regel am schnellsten vergeben.

Eher ökologisch orientiert, bis hin zum Ziel der kompletten Selbstversorgung? Dann wird aktive Mithilfe notwendig – und die kann nicht jeder bis ins hohe Alter leisten.

Richtet sich das Wohnprojekt ausdrücklich an ältere Menschen? Dann ist oft schon der Übergang vom (noch) selbstständigen über das betreute Wohnen bis in ein Pflegeheim vorgesehen. Also genau das, was die meisten Menschen, die vom „Anders“-Wohnen im Alter träumen, eigentlich vermeiden wollen.

Hier zeigt sich: Je individueller die Wohnform ist, desto eher lässt sie sich privat organisieren. In diesen Fällen ist die Organisation des Zusammenlebens ein nicht zu unterschätzender Faktor. Je mehr das Angebot auf das Älterwerden zielt, desto eher werden Sie auf größere Organisationen – etwa Pflegedienstleister – treffen.

Alten-WG oder lieber doch mehr Sicherheit?

Klassisch ist in den Augen vieler Menschen die „Alten-WG“. Aber die dürfte – unter Fremden – auch am schwierigsten zu organisieren sein. Besser ist es da schon, man kennt sich bereits vorher und hat die berechtigte Annahme, dass man gut zusammenpasst.

Grundsätzlich sind natürlich der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. So machen beispielsweise immer wieder Wohnprojekte von sich reden, in denen junge Menschen gegen Care-Arbeit kostenlos wohnen können. Auch klosterähnliche Gemeinschaften – etwa nach dem Vorbild der jahrhundertealten Beginenhöfe – sind eine Option. Oder die stark ermäßigte Miete für ältere Menschen, die sich als „Leih-Großeltern“ um die Kinder der jüngeren Bewohner kümmern. Bei allem Optimismus sollte aber nicht vergessen werden, dass bei zunehmendem Alter mehr professionelle Pflege notwendig werden könnte – wer diesem Zeitpunkt mit Schrecken entgegensieht, braucht vielleicht doch ein wenig mehr Sicherheit, als die meisten „Alten-WGs“, etwa in dünn besiedelten, ländlichen Räumen bieten können. Hier sollte sich jeder, der sich für das „anders Wohnen“ interessiert, die ehrliche Frage stellen, ob diese Wohnform wirklich auf Dauer in Frage kommt. Oder sich fragen, was geschehen soll, wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist.

Im Vorfeld: gründlich nach Informationen suchen!

Die gute Nachricht ist: Weil der Wunsch nach dem „“Anders“-Wohnen im Alter bei vielen Menschen schon seit längerer Zeit sehr stark ist, gibt es auch mehr und mehr Hilfs- und Organisations-Angebote, um solche Wohn-Träume zu realisieren. In vielen Fällen ist es auch eine gute Idee, sich in der jeweiligen Kommune umzusehen: Es gibt manchmal regionale geförderte Angebote, auch genossenschaftliche Organisationen – die oft ebenfalls regional agieren – können eine gute Anlaufstelle sein.

Es gibt auch Organisationen, die sehr professionell Menschen auf dem Weg in „ihr Wohnprojekt“ begleiten können, manchmal bieten sie alles Notwendige „aus einer Hand“ an. Das können Teams sein, die vom Architekten für Bauplanung oder Umbau bis zum kommunalen Sachverständigen, vom Finanzexperten bis zum Coach für den Gruppenbildungsprozess gehen.

Unser Tipp: Je besser solche Organisationen regional vernetzt sind, desto empfehlenswerter sind sie in aller Regel.

Recherche: Die größten Portale online

Bundesweit aktiv ist der Verein FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. Er hat seine zentrale Geschäftsstelle in Hannover und 27 Regionalstellen in zwölf Bundesländern. Sein Fokus liegt auf der Zukunft des Wohnens im Alter. Um die Akteure zusammenzuführen, liegt ein Schwerpunkt des Vereins im Bildungsbereich und in der Netzwerkbildung. Dafür gibt es ein Forum online, in dem sich auch Suchanzeigen aufgeben lassen – weniger als Immobiliensuche, eher als Suche nach Mitbewohnern oder Neugründern von Wohnprojekten.

Die Stiftung trias wurde 2002 unter anderem gegründet, um gemeinschaftlich orientieren Wohnprojekten Werkzeuge und Hilfsmittel für ihre Vorhaben zu bieten. 2009 wurde dafür die Website www.wohnprojekte-portal.de geschaffen.

Das Netzwerk Zukunftsorte verbindet kreative Wohn- und Arbeitsprojekte, um Leerstände im ländlichen Raum umzunutzen oder zu reaktivieren. Weitere Arbeitsfelder sind die Organisation von Wissensaustausch und Unterstützung aller Akteure bei gleichzeitiger Vernetzung mit lokalen und überregionalen Institutionen und Initiativen. Hier die Liste der aktuellen kommunalen Projekte.


Veröffentlicht am 01.06.2022

Hinweis zu Rechtsthemen: Sämtliche Texte wurden aufwendig recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Wir können trotzdem keine Garantie für die Korrektheit, Aktualität oder Vollständigkeit der präsentieren Informationen gewähren. Bitte wenden Sie sich bei Rechts- und Steuerfragen stets an einen fachkundigen Anwalt oder Steuerberater.



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